Kreis 5

Von der Langstrasse bis zum Röntgenplatz, vom Sihlquai bis zum Riffraff – im Kreis 5 verstecken sich unzählige Geschichten. Die Bewohner*innen des Quartiers haben Wurzeln in 79 Ländern. Ihr Migrationshintergrund prägt die tägliche Arbeit, ihr soziales Engagement und ihre Vernetzung in unserer Gesellschaft.
Der Live-Audio-Walk «Kreis 5 reloaded» führt vom 17.- 28. Juni 2020 jeweils 15 Personen durchs Quartier. Basierend auf der letztjährigen Vorstellungsreihe «Kreis 5» gewährt dieses Theaterstück Einblick in persönliche Geschichten des Quartiers, macht Menschen, die sonst nicht im Rampenlicht stehen, sicht- und hörbar. Der Live-Audio-Walk zeigt, dass Zürich vielfältiger ist, als es Bahnhofstrasse und Europaallee vermuten lassen.

Gerade in einer Zeit wie dieser, wo sich die Aufmerksamkeit verstärkt auf die eigene Gesundheit, auf die eigene Sicherheit richtet, wo die Angst um die, die uns nahestehen sich Platz verschafft, bricht die Verbindung mit den Gruppen am Rand der Gesellschaft schnell ab. Die Stimmen, die auch sonst Schwierigkeiten haben, sich Gehör zu verschaffen, drohen jetzt ganz unter dem Lärm der allgemeinen Unsicherheit zu verstummen. Um uns als Teil einer Gesellschaft zu erleben, mit der wir verbunden sind, brauchen wir eine Kultur, die teilbar ist, die auf Austausch basiert und Begegnungen schafft.

Ein Theaterprojekt, das Begegnungen und Austausch zwischen Zuschauer*innen, Anwohner*innen und Schauspieler*innen ermöglicht, ist angesichts von Corona eine Herausforderung. Diesen Herausforderungen begegnen wir mit theatralen und künstlerischen Mitteln: Die aktuellen Massnahmen des Bundes werden nicht nur so umgesetzt, dass sich alle sicher fühlen, sondern werden auch Teil eines Spiels, in dem Verbundenheit trotz der nötigen Distanz erfahrbar wird.

Während des etwa 80-minütigen Live-Audio-Walks (Regie: Isabelle Stoffel) begleiten die Schauspieler*innen Mona Petri, Lubna Abou Kheir und Urbain Guiguemdé die Zuschauer*innen durchs Quartier: Über Kopfhörer hören sie die Stimmen von Quartierbewohner*innen, die im Walk mitspielen. Sie schauen aus einem Fenster am Wegesrand, tauchen in einer Bar auf, in einem Schaufenster oder in einem Friseursalon. Sie sind Sexarbeiterinnen, ehemalige Sans-Papiers oder Obdachlose, Geflüchtete, Migrant*innen oder Alteingesessene, die von ihrer Vergangenheit und Zukunftsplänen erzählen, von ihren Ängsten und Träumen.

Im Anschluss an den Walk findet jeweils ein Podiumsgespräch statt, bei dem die Mitspielenden verschiedene Themen des Rundgangs mit Expert*innen aus Gesellschaft, Wissenschaft und Politik diskutieren: Sexarbeit, Sucht, Chancengleichheit, Gentrifizierung u.a. kommen unter der Moderation von Inés Mateos auf der sogar-Bühne zur Sprache. Die Zuschauer*innen sind eingeladen, sich am Gespräch zu beteiligen.

«Hey! Ich bin in eine andere Kontinent gekommen, nicht in eine andere Welt.»

«¿Mamá qué es la guerra? – Un fracaso de la humanidad, hijo mio.»
«Mamma, was ist der Krieg? – Ein Versagen der Menschheit, mein Kind.»